Hüftgelenksdysplasie

Diese Fehlentwicklung des Hüftgelenks entsteht vor allem bei großwüchsigen Hunderassen, dank eines multifaktoriellen Geschehens kann die HD durch Genetik begünstigt aufgrund falscher Ernährung und Haltung auftreten.

Da die Erkrankung bis zu 20-40% genetisch bedingt ist, müssen beim Deutschen Retriever Club e.V. beide Elterntiere geröngt werden. Die Röntgenbilder werden von einem unabhängigen Gutachter beurteilt.

Betroffene Hunde zeigen Bewegungseinschränkungen und eine zunehmende Schmerzhaftigkeit aufgrund von Umbauprozessen am Hüftgelenk (Coxarthrosen). Bei sehr schwer betroffenen Hunden findet der Hüftkopf keinen Halt in der Hüftpfanne, was Nervenfasern in der Knochenhaut am Pfannenrand reizt und so Schmerz auslöst. Aufgrund der falschen Gelenkmechanik kommt es unweigerlich zu Coxarthrosen im betroffenen Gelenk, welche ebenfalls zu Schmerz führen. So können auch Hunde mit einer weniger stark ausgeprägten HD im Alter schmerzhaft werden.

Schweregrade:

 A HD-Frei In jeder Hinsicht unauffällige Gelenke, Norberg-Winkel 105° oder mehr. Manchmal noch A1 wenn der Pfannenrand den Oberschenkelknochen noch weiter umgreift.
B HD-Verdacht Schenkelkopf oder Pfannendach sind leicht ungleichmäßig und der Norberg-Winkel beträgt 105° (oder mehr), oder Norberg-Winkel kleiner als 105° aber gleichförmiger Schenkelkopf und Pfannendach.
C Leichte HD Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind ungleichmäßig, Norberg-Winkel 100° oder kleiner. Eventuell leichte arthrotische Veränderungen.
D Mittlere HD Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind deutlich ungleichmäßig mit Teilverrenkungen. Norberg-Winkel größer 90°. Es kommt zu arthrotischen Veränderungen und/oder Veränderungen des Pfannenrandes.
E Schwere HD Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken (beispielsweise Teilverrenkungen), Norberg-Winkel unter 90°, der Pfannenrand ist deutlich abgeflacht. Es kommt zu verschiedenen arthrotischen Veränderungen.

 Behandlungsmöglichkeiten:

Vorsorglich sollte ein Labrador im Wachstum nie zu dick gefüttert werden, damit die Gelenke im frühen Alter nicht zu viel Last tragen müssen. Eine komplette Bewegungseinschränkung, wie sie mancher Orts vorgeschlagen wird, lehne ich ab. Vielmehr sollte man sich an die Regel halten, einen wachsenden Hund ca. 5 Minuten pro Lebensmonat zu bewegen – im freien Spiel darf aber auch ein Welpe durchaus länger laufen!

Auch Treppen steigen darf ein wachsender Hund, natürlich nicht 5 mal täglich in den 7.Stock, in Maßen ist es aber durchaus erlaubt.

Ist der Hund schwer erkrankt, so hilft meist nur eine Dreifachosteotomie des Beckens, ein künstliches Hüftgelenk oder eine Femurkopfresektion. Mit Goldakkupunktur kann der Einsatz von Schmerzmitteln reduziert werden, in Phasen erhöhter Schmerzhaftigkeit sollten aber immer Antiphlogistika eingesetzt werden. Das Zufüttern von Glukosaminen und Perna canaliculus dient dem Erhalt des Knorpels und der Neubildung von Gelenksflüssigkeit.

Zuchtstrategien:

In den letzten Jahren konnten durch die begutachteten Röntgenbilder die Anzahl der schwererkrankten Hunde drastisch reduziert werden – momentan stagniert jedoch die bisher gebräuchliche Zuchtstrategie, was meiner Meinung nach vor allem an falschen Zuchtmaßnahmen liegt.

So sind einige Züchter der Meinung, dass es ausreicht, wenn die Eltnertiere untersucht sind. Die Voll- und Halbgeschister sowie erst recht ähnliche Anpaarungen werden nicht oder zu selten mit in die Betrachtung einbezogen.

Auch unser Zuchtwert, der rein rechnerisch ist und nur dann was taugt, wenn 100% der vollen Verwandtschaft ausgewertet sind, wird m. M. nach überschätzt. Als Beispiel: 5 Hunde wurden mit A-Hüften ausgewertet, die 3 Geschwister mit E-Hüften sind auf Anraten des Züchters gar nicht erst ausgewertet worden und fließen somit auch nicht in den Zuchtwert ein.

Wichtiger ist es, ein vertikales Pedigree zu betrachten, also nicht nur die Elterntiere allein, sondern alle Voll-und Halbgeschwister. So kann man regelrecht HD-Vererber entlarven, die immer mal wieder schwere HD bringen oder in bestimmter Anpaarung massenweise HD vererben.